Wissen ist besser als glauben

Zum Thema Grundeinkommen (BGE) gibt es ein bisschen Wissen und recht viel Glauben. Zum Beispiel glauben die einen, dass mit der Einführung eines BGE viele Menschen nichts mehr arbeiten wollen, andere hingegen glauben, dass damit bessere und produktivere Arbeit ermöglicht wird. Doch „glauben heißt nichts wissen,“ sagt der Volksmund. Der Verein „Mein Grundeinkommen“ will das ändern und macht zu diesen und weiteren Thesen eine wissenschaftliche Langzeitstudie.

Foto: Marcel Maffei

Viele kennen vielleicht die gemeinnützige NGO “Mein Grundeinkommen” von den regelmäßigen Verlosungen von Grundeinkommen für ein Jahr. Seit 2014 wurden bereits über 1.700 Grundeinkommen verlost, finanziert wird das Ganze über Spenden. Bedingungslos und kostenfrei mitmachen können alle, die sich auf der Homepage des Vereins anmelden.

Weniger bekannt ist wahrscheinlich das wissenschaftliche Engagement des Vereins. „Mein Grundeinkommen“ sammelte die Erfahrungen der Gewinner:innen und konnte die Tendenz feststellen, dass die Empfänger:innen des Grundeinkommens gesünder leben, mutigere Entscheidungen treffen und besser für sich und andere sorgen. Doch diese Einsichten reichen nicht aus, um wissenschaftlich fundierte Aussagen treffen zu können. Aus diesem Grund kooperiert der Verein mit dem DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) und startete 2021 die erste Langzeitstudie Deutschlands und die weltweit erste aus der Zivilgesellschaft initiierte und finanzierte inter- und transdisziplinäre Forschung in diesem Bereich.

Sowohl auf der Seite der Befürworter:innen, als auch auf der Seite jener, die ein Grundeinkommen ablehnen, gibt es viele Annahmen und Glaubenssätze. So ist beispielsweise für den Ökonomen Jeremy Rifkin das Grundeinkommen keine Utopie, sondern „der geeignete Business-Plan für den nächsten Schritt der menschlichen Reise”. Für den Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Rainer Hoffmann, ist das Grundeinkommen hingegen ein Irrweg und „nichts anderes als eine Abwrackprämie für Menschen”.

Ziel der wissenschaftlichen Studie ist für Michael Bohmayer, den Gründer von „Mein Grundeinkommen“, herauszufinden, „was am BGE wirklich dran ist“. Daten sollen vor allem zum menschlichen Entscheidungsverhalten gesammelt werden, um so die vorhandenen Annahmen mit Daten zu stützen (oder auch zu widerlegen). Im Mittelpunkt stehen unter Fragen, die mögliche Veränderungen durch ein BGE aufzeigen sollen: „Entwickeln wir mehr Gemeinsinn? Führt es zu weniger Burnout, ermöglicht es bessere Arbeit und mehr Weiterbildung? Treffen wir mutigere Entscheidungen? Haben die Menschen mehr Raum und Kraft, sich für eine lebenswerte Zukunft für alle einzusetzen?“.

122 Teilnehmer:innen erhalten drei Jahre lang 1.200 Euro monatlich und werden regelmäßig befragt. Die Antworten werden mit einer Kontrollgruppe von 1.378 Personen verglichen, die kein Grundeinkommen erhält. Zusätzlich zu den Befragungen wird zu drei verschiedenen Zeitpunkten in Haarproben das Stresshormon Cortisol gemessen, um so neben der subjektiven Einschätzung durch die Teilnehmer:innen objektive Daten zum Befinden zu erhalten.

Viele weiterführende Informationen zur Pilotstudie und den geplanten Nachfolgestudien findet man auf der Seite zum Pilotprojekt.

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