Obwohl es in Österreich Gesetze gibt, die den Schutz von Arbeitnehmer:innen vor physischen und psychischen Erkrankungen gewährleisten sollen, ist die Gesundheit am Arbeitsplatz immer noch in Gefahr. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie im Auftrag von Arbeiterkammer und ÖGB auf. Dass es mit einem Grundeinkommen den einzelnen Betroffenen leichter fiele zu kündigen, ist klar, doch kann ein Grundeinkommen auch grundsätzlich dazu beitragen, Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zu verbessern?
Die Zahlen der Statistik Austria sind erschreckend: 3,7 Millionen Menschen sind am Arbeitsplatz gefährdet. 80 % sind mindestens einem körperlichen Risiko, 60 % mindestens einem psychischen Risiko ausgesetzt. Und ohne eine Absicherung der Existenz ist es für die Arbeitnehmer:innen oft unmöglich, den gesundheitsgefährdenden Job zu kündigen. Wobei die Lage derzeit so ist, dass wohl auch der nächste Job nicht viel weniger Risiken birgt. Für die Arbeitgeber:innen sind die Mitarbeiter:innen oft einfach nur menschliche Ressourcen, die ersetzt werden können, wenn sie nicht mehr funktionieren, deshalb werden eher die arbeitenden Menschen ausgetauscht, anstatt die Arbeitsplätze weniger riskant zu gestalten.
Im Auftrag der Arbeiterkammer mit Unterstützung des ÖGB (Österreichischer Gewerkschaftsbund) hat FORBA (Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt) eine Studie erstellt, die aufzeigt, wie mangelhaft der psychische und körperliche Sicherheits- und Gesundheitsschutz von Arbeitnehmer:innen am Arbeitsplatz in Österreich aktuell ist. Für einen schnellen Überblick gibt es auf der Seite “Gesunde Arbeit” eine Zusammenfassung der Ergebnisse zu lesen. Der jetzt im Juni 2024 erschienene, 200 Seiten umfassende Endbericht „Arbeitnehmer:innenschutz in Österreich: Eine Bestandsaufnahme – mit Zukunft“ kann als PDF-Datei heruntergeladen werden.
In Österreich ist in 30 % der Betriebe die Arbeit nicht so gestaltet, dass die Menschen bis zur Pensionierung diese sicher und gesund ausführen können, in ebenso vielen Betrieben werden keine regelmäßigen Evaluierungen der Arbeitsbedingungen durchgeführt, präventive Maßnahmen sind kaum zu finden und obwohl die häufigste Todesursache am Arbeitsplatz Krebs ist, sind erstens die Grenzwerte für krebserregende Substanzen völlig unzureichend und zweitens fehlen viele Krebserkrankungen immer noch in der Liste der anerkannten Berufskrankheiten. Trotz Klimawandel und ansteigender Temperaturen sind viele Erwerbstätige den Gefahren durch zu große Hitze am Arbeitsplatz ausgesetzt – weder bei Arbeitgeber:innen noch in den Gesetzen wird diesen Risiken Rechnung getragen. Säumig sind die Betriebe auch, was den Schutz vor physischer und körperlicher Gewalt am Arbeitsplatz angeht. Eine Sensibilisierung dafür wäre dringend erforderlich.
Trotz Gesetzen und Arbeitsinspektoraten ist Arbeit in Österreich immer noch gesundheitsgefährdend. Ein Grundeinkommen ist leider kein Zaubermittel, das diese untragbaren Zustände ändern kann. Aber es kann zu einer Machtverschiebung führen. Während jetzt noch die Arbeitnehmer:innen viele Risiken in Kauf nehmen müssen, um ihre Existenz zu sichern, bzw. Arbeitgeber:innen jene Personen einstellen, die bereit sind, ihre Gesundheit zu gefährden, wird sich die Situation umdrehen, wenn die Existenz aller arbeitsfähigen Menschen grundsätzlich gesichert ist. Dann werden Arbeiterkammer, Gewerkschaften und Arbeitsinspektorate nicht mehr ein notwendiges Übel für die Betriebe sein, sondern Partner:innen in der Gestaltung gesunder Arbeitsplätze. Nicht mehr Überwachen und Strafen, sondern umsichtiges Gestalten von Arbeitsplätzen wird das gemeinsame Anliegen sein müssen – ansonsten wird in Zukunft niemand mehr die angebotene Arbeit annehmen wollen, denn das Wichtigste im Leben ist und bleibt die Gesundheit.